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Waldelfen
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Sie verlagerte kurz das Gewicht auf dem Ast, bevor sie versuchte, beim Herunterspringen
lautlos auf dem Waldboden aufzukommen. Leise knackte etwas unter ihr, als sie aufkam,
dennoch war es zu laut. Schnell schoß sie ihren Pfeil ab...
Tiraya seufzte auf, wieder war ihr das Reh entkommen, sie ließ ihren Kopf hängen. Nie
würde sie, wie die Waldelfen es ihr gelehrt haben, jagen können, dachte sie bei sich.
Innerlich erschrocken hob sie ihren Blick wieder, ihre Augen schauten tief in die
Augen ihres Gegenübers, es war Gilfanon. Mit sanften Augen schaute er sie lächelnd an,
der Älteste der Sippe bückte sich hinab und nahm den Pfeil an sich, der sich in den Boden
gerammt hatte, als Tiraya ihr Opfer verfehlt hatte.
Gilfanon streckte Tiraya den Pfeil entgegen, zögernd nahm sie ihn an. "Seid nicht
betrübt, Hochelfe, ihr seid erst seid zwanzig Mondphasen bei uns." Gilfanon schaute in die
Richtung, in der das Reh entkommen war. "Es ist ein entfernter Enkel eines Rehs, das
ich selbst gejagt habe." Gilfanon schaute Tiraya wieder in die Augen: "Es entkam mir
immer. Ihr müßt nicht traurig sein, etwas nicht geschossen zu haben, es zeigt nur, das
dem Reh eben nicht bestimmt war zu sterben. Es ist natürlich." Die Hand auf ihr
Herz legend erklärte Gilfanon weiter: "Anstatt betrübt zu sein, Tiraya, freut Euch
darüber! Es ist ein Zeichen, wie gesund dieser Wald ist, und das das Leben hier
pulsieren kann."
Den Weg zurück zu ihrer neuen Heimat mußte Tiraya lächeln. Ja, hier würde sie ihren
Frieden finden, wenn sie offen genug sein würde...
Hintergund
Teils scherzhaft in den hohen Kreisen der kisandrischen Hochelfen, teils in
Wirklichkeit ernsthaft "Aufsässige" genannt, sind die Waldelfen, die von Salishar kamen,
gemeint. Niedergelassen haben sie sich im Südwald und im Kern des Rakkai-Waldes.
Aber es sind nicht nur die typischen, spirituellen, wilden und mit der Natur verbundenen
Waldelfen, die dort leben, sondern ( vielleicht auch vor allem ) die anderen Elfenarten,
die erkannt haben, was mit den Hochelfen auf Kisandra geschehen ist und zu den Waldelfen
auswanderten, um nicht ebenso wie die Hochelfen der Angst zu verfallen.
Erst zögerlich, dann aber es als Mission begreifend, nahmen die Waldelfen die
andersdenkenden Elfenarten auf und unterrichteten sie in ihrer Lebensweise, dabei blieb
viel von den verschiedenen Elfenkulturen hängen. Ebenso wie die Hochelfen auf Kisandra
sich verändert haben, sind auch die Waldelfen anders geworden als ihre Vettern auf dem
Heimatkontinent, im Grunde sind sie etwas Neues, eine neue Elfenkultur, offen und
herzlich, aber ihre Freiheit und Unabhängigkeit liebend.
Diese würden die kisandrischen Hochelfen ihnen am liebsten nehmen, wie ein Dorn weisen
sie auf die Falschheit der hochelfischen Oberschicht hin. Aber um die Freiheit der
Waldelfen zu nehmen, muß es schon Gewalt benötigen, wie es die Hochelfen es schon bei
den Nomaden versucht hatten auf ihren Erkundungen in den Osten.
Rolle im Spiel
Bei der Rolle eines Waldelfen auf Kisandra muß man unterscheiden zwischen einem Elf
einer anderen Kultur, der mehr oder minder lange bei den Waldelfen lebt, zwischen einen
älteren Waldelfen und einem jüngeren Waldelfen, der auf Kisandra geboren wurde und
mit den verschiedensten Elfenkulturen, als Leitbild aber die Waldelfenkultur,
aufgewachsen ist. Für die älteren Elfen, also jene Waldelfen und "Einwanderer", war es
anfangs eine Notwendigkeit, zusammenzuleben, nirgends gab es wirklich Platz, um nicht den
Konfrontationen gegenüberzustehen, welchen die Hochelfen gegenüberstehen und so zu werden
wie sie. Entsetzt waren die Waldelfen, als immer mehr andere Elfen anderer Kultur zu ihnen
kamen und um Zuflucht baten, ja gar Hochelfen kamen und baten um Frieden. Tragisches
hat sich abgespielt, aber am Ende sperrten sich die Waldelfen nicht, instinktiv wußten sie, das sie
keine Wahl hatten und das es das Richtige war. Sie stellten nur eine Bedingung. Alle
hatten den Regeln der Natur zu folgen und sie zu lernen. Und so veränderten sich beide.
Jene, die kamen, und jene, die dagewesen waren, jeder lernte voneinander. Vorstellungen,
Erfahrungen und Wissen wurden ausgetauscht. Die Waldelfen erlangten Wissen, die
"Einwanderer" Verständnis für die Natur und das Instinktive. Die Waldelfen, die nun geboren
wurden, egal welchen elterlichen Ursprungs, kann
man als eine neue Kultur ansehen mit einem neuen Selbstverständnis. Sie tragen das
Wissen aller Elfenvölker in sich, ausgeglichen, selbstbewußt und mit hohem
Einfühlungsvermögen leben sie in der Lebensweise der Waldelfen, aber die Tradition
aller Elfenkulturen hochhaltend. Sie sehen sich als Behüter, als Behüter des Lebens,
das Glück und die Zufriedenheit aller Kreaturen ist ihnen am Herzen und mit Trauer
schauen sie zu ihren Vettern den Hochelfen. Das diese Gutmütigkeit auch ausgenützt
werden kann, ist bei ihrem friedlichen Leben den jungen Waldelfen allerdings komplett
fremd. Auch die belehrenden Worte der Älteren, wenn wieder einer der jungen Waldelfen
aufbricht, um das grausame, schöne Kisandra zu erkunden, hilft selten, ihnen eine erste
schlechte Erfahrung mit Anderen zu ersparen...
Statistik
Heimat: Südwald, Kern des Rakkai-Waldes
Alte Waldelfen:
Stärken: Instinkt, Geschicklichkeit
Schwächen: Ihre "Wildheit" ist ihre größte Schwäche und Stärke
Eingewanderte Elfen:
Stärken und Schwächen je nach Kultur, allerdings mit Einflüssen der Waldelfen
Neugeborene/Junge Waldelfen:
Stärken: Ausgeglichenheit, Einfühlungsvermögen, Selbstbeherrschung
Schwächen: Naivität, Kisandra ist ihnen eigentlich fremd
Anzahl: ~40000
| 2001-11-07 |
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